Es gibt Spiele, bei denen weiß man kaum, was man berichten soll. Dann gibt es Spiele, bei denen man mehr über andere Vorkommnisse als über das Spiel selbst berichtet. Und dann gibt es einige wenige Spiele, bei denen ein Bericht über den Spielablauf an sich Sinn macht. Meist, weil man vom Spiel überrascht wurde. Und genau das passierte uns gestern in Kreuzau. Doch der Reihe nach:
Unser urlaubender Kapitän ließ uns mittags seinen Tipp für das Spiel beim bis dato verlustpunktfreien Tabellenzweiten Kreuzau wissen, nämlich 8:8. Die Strategie dahinter sollten 1 Doppel, 2 Punkte oben, 3 Punkte in der Mitte, 1 Punkt unten sowie ein gewonnenes Schlussdoppel sein. Bei der Ankunft in Kreuzau mussten wir jedoch feststellen, dass unser Gegner komplett antrat, während wir unten auf die Ersatzspieler Marc und Martin zurückgriffen.
In den Doppeln entschieden wir uns für die Paarungen Thorsten/Olli, Thomas/Martin und Christoph/Marc. Bei Thomas/Martin ging es gegen das gegnerische Spitzendoppel erwartet schnell gegen uns, es gelangen zwar vereinzelt schöne Punktgewinne, für einen Satzgewinn reichte es aber nicht. Am Nebentisch quälte sich unser Einserdoppel Thorsten/Olli durch das Spiel. Klare Niederlage im ersten Satz, klarer Sieg im zweiten Satz, eine hohe Führung im dritten Satz verdaddelt, dann wieder relativ souverän im vierten Satz. Satz 5 dann ein Auf uns Ab, doch bei 10:9 Matchball, den das Kreuzauer Duo mit einem gut platzierten Aufschlag noch abwehren konnte, bei 11:10 dann der zweite Matchball und das vom Monsterblocker getippte Doppel hatten wir gewonnen. Im Dreierdoppel schnupperten Christoph/Marc im vierten Satz schon am Sieg, mussten aber nach einem knappen 10:12 in den fünften Satz gehen. Auch hier kam es zu einem einzigen Auf und Ab, niemand konnte sich entscheidend absetzen, so dass auch dieser fünfte Satz in die Verlängerung musste. Matchbälle hüben wie drüben, aber mit dem 15:13 das bessere Ende für uns. Das erste kleine Break brachte uns die 2:1 Führung nach den Doppeln.
Thomas sodann gegen Cornelius in allen drei Sätzen chancenlos. Aber eigener Aussage zufolge ist der Kreuzauer einer der ganz wenigen, die ihm überhaupt nicht liegen und gegen den er noch nie gewinnen konnte. Also war nichts passiert. Im Anschluss konnte Thorsten seine aufsteigende Form der letzten Wochen bestätigen und gewann in einem teilweise hochklassigen Match in vier Sätzen gegen Fischer. Olli hielt gegen den bis dahin in der Mitte noch ungeschlagenen Bozkurt gut mit, konnte allerdings von den ersten drei Sätzen, die allesamt mit zwei Punkten Unterschied entschieden wurden, nur einen für sich gewinnen. Im vierten Satz war Bozkurt dann der bessere Spieler am Tisch. Parallel musste Christoph gegen den aufschlagstarken Linkshänder Kuck ran. Nach gewonnenem ersten Satz stellte Kuck um und versuchte, verstärkt über die Vorhand unseres Holländers zu gehen. Doch eine kurze Beratung nach Satz 2 brachte ihn wieder in die Spur und sorgte für unseren nächsten Punkt. Im unteren Paarkreuz durften nun unsere beiden Ersatzleute an den Tisch. Martin ähnlich wie im Doppel immer wieder mit einigen starken Bällen, unterm Strich reichte es aber auch hier leider nicht zu einem Satzgewinn. Im Anschluss war Marc an der Reihe, und er zeigte heute eine ganz starke Leistung. Zum einen versuchte er immer wieder erfolgreich, die Initiative zu übernehmen, aber auch im Passivspiel ließ er sich selten zu weit nach hinten drängen und konnte seinen Gegner dadurch immer wieder ausblocken. Und so gelang ihm in vier umkämpften Sätzen ein 3:1 Sieg zur 5:4 Führung. Zur Halbzeit schnupperten wir tatsächlich an einem Punkt, mit dem wir im Vorfeld überhaupt nicht gerechnet haben. Viel wichtiger aber war, dass wir anfingen, daran zu glauben.
Und vielleicht war dieser Glaube in der Fortsetzung der Punkt, der entscheidend für uns sprach. Thorsten startete nämlich die zweite Serie wieder mit einer ganz starken Leistung, vor allem seine starken offensiven Returns sorgten neben ein paar glücklichen Nassen für einen immer entnervteren Cornelius auf der anderen Seite des Tisches, so dass der vierte Satz am Ende sogar mit 11:2 an Thorsten ging und wir erstmalig mit zwei Punkten Vorsprung vorne waren.
Bei Thomas gegen Fischer ging es wiederum hin und her. Erster Satz für Fischer, zweiter Satz für Thomas, dritter Satz für Fischer, vierter Satz für Thomas. Der fünfte Satz verlief komplett ausgeglichen, die Führung wechselte ständig. Am Ende waren es wohl zwei Schläge, die spielentscheidend waren: Bei 5:4 für Thomas jagt er seinen Gegner von links nach rechts und wieder zurück, nur um einen diagonalen Rückhandtopspin aus vollem Lauf zu kassieren. Bei 8:9 ein ähnliches Bild, nur dass Fischer dieses Mal kein Konter mehr gelang, sondern Thomas einen Turm nicht verwandeln konnte. Am Ende musste er seinem Kontrahenten nach dem 9:11 gratulieren, trotzdem eine starke Leistung. Aber die zwei getippten Punkte oben hatten wir vorher ja schon.
Nun also Christoph und Olli. Um den Tipp des Monsterblockers zu erfüllen, mussten zwei Siege her. Und wieder gab es zwei Spiele, in denen sich die Spieler nichts schenkten und die folgerichtig beide in den fünften Satz mussten. Christoph konnte mit 11:8 die Oberhand behalten, während Olli sich glücklicherweise nicht lang damit aufhielt, dass er im vierten Satz nach einem 10:4 Rückstand bei 10:10 auf einmal noch die Chance hatte, seine Partie in vier Sätzen zu beenden. Ein guter Start führte zu einem letztendlich ungefährdetem 11:4 und zu einem Zwischenstand von 8:5 und dem nächsten erfüllten Teil des Tipps.
Im letzten Match des Abends blieb es dann Marc vorbehalten, den Schlusspunkt zu setzen. Und wie sollte es nach den vorhergegangenen Spielen anders sein, natürlich musste, nachdem die Spieler abwechselnd ihre Sätze gewannen, schon wieder Satz 5 als Decider herhalten. Doch auch Marc behielt die Nerven und konnte sich bereits früh im Satz einen kleinen Vorsprung erarbeiten, der dann bis zum Schluss hielt. Mit einer erneut starken Leistung mutierte Marc mit dem 11:6 zu unserem Matchwinner und versaute dem Monsterblocker damit den ohnehin schon optimistischen Tipp. Mit einer spontanen WhatsApp-Humba konnte er seine Fehlleistung jedoch schnell verkraften.
Nach nunmehr sechs Spieltagen ist festzuhalten, dass wir als Aufsteiger mit einem ausgeglichenen Punktekonto einen vernünftigen Start hingelegt haben. Allerdings ist die Liga von Platz 3 bis 10 aktuell so ausgeglichen, dass man noch nicht genau sagen kann, wohin die Reise genau geht. Unser Ziel einer möglichst sorgenfreien Saison sind wir ein paar Schritte nähergekommen, aber wir sollten in der Hinrunde noch ein paar Schritte mehr gehen. Ob das in Anbetracht der noch anstehenden Gegner gelingt, bleibt abzuwarten, denn einen so überraschenden Sieg wie gestern wird man nicht jede Woche wiederholen können. Trotzdem macht uns das Spiel in Kreuzau Mut für die nächsten Aufgaben, zumal wir im Gegensatz zur Vorwoche gegen Elsdorf den Großteil der knappen Spiele für uns entscheiden konnten. Denn nimmt man das Satzverhältnis (+1 für uns) bzw. das Ballverhältnis (für Kreuzau!) sieht man, dass es zwar ein unterm Strich verdienter, aber auch etwas glücklicher und hart erarbeiteter Sieg war.