Von Nebel, Hobbits und Helene Fischer: Mödrath II lebt!

Es war bereits zu später Stunde. Dominik Vaaßen lag gegen den Noppenspezialist Eckhard Jahn im Entscheidungssatz mit 5:9 im Hintertreffen, als Ralf Janßen eine Auszeit nahm. Zu diesem Zeitpunkt führte die Mödrather Zweite inklusive dem vorgezogenen Sieg von Martin Böke über Küpper in Mersch-Pattern mit 6:5 und die Sensation lag in der Luft.

\“Leere Aufschläge und dann Vor- wie Rückhand komplett durchladen.\“ war der Tipp, den der Mannschaftsführer Dominik mit auf dem Weg gab. Und da Dominik ein wohlerzogener Junge ist, hörte er auf die Worte seines Mannschaftskameraden und zimmerte \“Noppen-Ecki\“ eine Kugel nach der anderen um die Ohre, dass die Fokuhila-Frisur nur so davonwehte. Von den letzten 8 Punkten konnte Dominik derer 7 für sich entscheiden und sicherte seiner Mannschaft somit die Möglichkeit auf einen oder sogar zwei Punkten an diesem Abend.

Aber von vorne: Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit vorbei an Gruben und Feldern im Nebel von Jülich in Mersch ankamen, schauten wir erst einmal nicht schlecht. Die \“Halle\“ war eine eigens errichtete … etwas zu groß geratene Garage in der mindestens 35 Grad Celsius herrschten. Die Deckenhöhe betrug gefühlte 2, 50 m und der helle Holzboden war ebenso selber verlegt wie die unzähligen hellen Lampen, die mit einem Abstand von 50 cm an der Decke hingen. Im ersten Moment hattte man eher das Gefühl, einem Betriebssportspiel beizuwohnen, zumal die Theke im Eingangsbereich von etlich geleerten Bierkästen gesäumt wurden.

Beim Einspielen merkte man dann auch sogleich, dass die Bälle auf den blauen Tischen höher als gewohnt absprangen und Topspins erzeugten zuweilen einen Lärmpegel wie ein Formel-1-Rennwagen. Egal ob es der Sender WDR 4 oder das neue Helene Fischer-Album war, das aus den Boxen dröhnte – der Gemütlichkeit tat dies keinen Abbruch. Schon vor den Doppeln gab sich das halbe Dorf die Klinke in die Hand und sorgten für eine gute Atmosphäre in diesem Hexenkessel.

Aber es war … anders als andernorts. In Eilendorf zum Beispiel sind auch immer recht viele Zuschauer in der Halle. In der Biggestraße, beim großen \“Effezeh\“ ebenfalls. Zumindest wenn die Bundesliga-Cracks dort aufschlagen. Hier hatte man aber nicht nur landschaftlich das Gefühl, im Auenland von J.R.R. Tolkien gelandet zu sein, die Zuschauer waren genauso zuvorkommend und gastfreundlich wie die Hobbits aus der bekannten Saga. Natürlich wurde die eigene Mannschaft nach vorne gepusht, sehenswerte Punktgewinne der Gäste aber ebenso beklatscht wie gefeiert.

In dieser ungezwungenen und entspannten Atmosphäre fühlte sich unsere unerfahrene Mannschaft sichtlich wohl. Bereits zu Beginn zwangen Dominik und Marc das Spitzendoppel Hochhausen/Jahn in den Entscheidungssatz. Am Ende siegten zwar die beiden Routiniers, zeigten sich aber sichtlich beeindruckt von der Art und Weise wie unsere Jungs aufspielten. Nebenan hatten Pascal und Ralf mit unserem alten Bekannten Karl-Josef Assenmacher und Küpper recht wenig Probleme und siegten sicher in drei Sätzen. Doppel 3 hingegen ging klar an die Gastgeber, die Thomas und Martin an Druck und Geschwindigkeit deutlich überlegen waren. Einzig im 3. Satz hielten die beiden gut mit, ehe Nicolai Lemm wie ein Wirbelsturm über die beiden hereinbrach.

Im oberen Paarkreuz würde man es heute besonders schwer haben. Hatte ich zumindest gedacht. Denn Mersch hat mit Andi Hochhausen einen extrem erfahrenen und guten Spitzenmann in seinen Reihen gegen den es beide sehr schwer haben würden. Und mal ganz ehrlich – wer spielt schon gern gegen Eckhard Jahn? Seine gedrückte Dr. Neubauer-Rückhand muss man echt mal gesehen haben… Ralf hatte damit Gott sei Dank weniger Probleme und hielt sich an die Taktik \“Leere Aufschläge, hart und flexibel positioniert abladen.\“ und hatte überraschender Weise nur ganz wenig Probleme mit dem unangenehmen Spiel seines Gegners. An Tisch zwei knüpfte Dominik an seine gute Leistung aus dem Doppel an und schaffte es tatsächlich, Hochhausen in fünf Sätzen zu bezwingen; einen Spieler, der vor der Partie rund 200 TTR-Punkte mehr als er auf dem Konto hatte! Hut ab.

Im mittleren Paarkreuz zeigte Pascal gegen Lemm eine gute Leistung. Allerdings muss man neidlos anerkennen, dass Nicolai einen wahren Sahnetag erwischte und wie im Doppel teilweise unglaubliche Bälle traf. Das Spiel Thomas gegen Assi wurde zu einem wahren Krimi. Thomas klaute beim Spielstand von 1:1 den 3. Satz mit 17:15 in der Verlängerung. Doch der 66-jährige Assenmacher stellte unter Beweis, dass er immer noch die alte \“Kampfsau\“ (sorry Assi) aus früheren Tagen ist. Taktisch klug nagelte er Thomas auf dessen Rückhand fest und konnte das Match nach 2 abgewehrten Matchbällen für sich entscheiden.

Zwischenstand: 3:4

Der erste Durchgang im hinteren Paarkreuz bestand gleich aus 3 Einzeln, da der Sportkamerad Küpper sein 2. Einzel gegen Martin vorziehen wollte. Gut für uns, wie sich wenig später heraussstellen sollte. Denn sowohl gegen Marc (1:3), der damit seinen 2. Einzelsieg in der laufenden Saison feierte, als auch gegen Martin (2:3) hatte er das Nachsehen. Beide Mödrather spielten sehr diszipliniert und konzentriert gegen das saubere Spiel des Gegners.

Das konnte man von Martins Spiel gegen Bohnen leider nicht behaupten. Ich glaube, im gesamten Spiel überquerte der Ball in keinem Ballwechsel öfter als 2 mal das Netz. Aufschlag – Schupf – weg. Aufschlag – Topspin – weg. Aufschlagfehler, Aufschlag – Bombe – aus. Egal was Martin probierte, es ging schief. Er haderte mit sich, den Tischen und vermutlich auch noch mit der Einspielmusik aus dem Hause Fischer. 😉

Egal, abhaken. Durch die beiden Einzelsiege über Küpper stand es nun 5:5.

Den Gastgebern schwante spätestens dann, dass es ein ganz langer Abend werden könne. Denn Ralf spielte auch gegen Hochhausen stark auf. Nachdem sich sein Gegner umgestellt hatte, lag er zwar mit 1:2 im Hintertreffen, ließ sich aber nicht wirklich beirren und servierte nun überwiegend auf die Vorhandseite seines Kontrahenten. Dies erwies sich als Schlüssel zum Sieg, denn Hochhausen schaffte es nicht mehr, den Spielrhythmus zu bestimmen und verlor letztlich verdient in fünf Sätzen.

Am Nebentisch machte Dominik gegen Jahn bis zur 2:1-Führung vieles richtig, bis sein Gegner aktiver wurde und Punkt um Punkt an den Gastgeber ging. Bis zum Spielstand von 5:9 und der Auszeit zur rechten Zeit…

Die 3 verbliebenen Einzel (Assenmacher gegen Kuß, Lemm gegen Küsters und Bohnen gegen Esser) gingen mehr oder minder deutlich an die Merscher, die folglich mit einer 8:7-Führung ins Schlussdoppel gingen. Mit Ausnahme von Ralf hatten alle daran Beteiligten 0:2 Einzel gespielt, was nicht häufig vorkommt. Nichts desto trotz stand das Mödrather Duo vor einer schweren Aufgabe, hatten Hochhausen und Jahn in dieser Saison doch erst ein Doppel verloren.

Aber an diesem Tag kam irgendwie eben alles anders, als man es zuvor gedacht hatte. Pascal und Ralf harmonierten wie zu Beginn prächtig und hatten ihre Gegner sicher im Griff. Den 3. Satz ließen sie sich zwar klauen, machten im 4. Satz den Sack dann aber endgültig zu und sicherten somit den 3. Punktgewinn der laufenden Saison!

Auch wenn man an diesem Tag die Leistung von Dominik sicherlich hervorheben könnte, sehe ich die komplette Mannschaftsleistung als Schlüssel zum Unentschieden. Auch Thomas und Pascal, die an diesem Tag im Einzel leer ausgingen, brachten absolut ihre Leistung und trugen somit zum Punktgewinn bei.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Ergebnis leistungsgerecht war und kein Team eine Niederlage verdient gehabt hätte. Bei einem kühlen Blonden und einem Mettbrötchen saß man nach dem Spiel noch zusammen und quatschte über dieses und jenes. Ein herzliches Dankeschön an unsere Gastgeber, die sich für das Rückspiel aber eher an andere Musik gewöhnen sollten.  😆

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